Klassenfahrt Niederbronn-les-Bains
In die Geschichte Europas und des Zweiten Weltkrieges eintauchen und mit Teamgeist Herausforderungen meistern – zwei zehnte Klassen auf Klassenfahrt im Elsass

Mit Vorfreude im Gepäck und halb ausgeschlafenen Gesichtern machten sich die beiden 10er-Klassen auf den Weg Richtung Niederbronn. Die Stimmung war gemischt – irgendwo zwischen Aufregung über die bevorstehende Klassenfahrt und dem Gedanken, wie lange die Fahrt wohl noch dauern würde.
Als wir dachten, wir seien fast da, wurde es plötzlich spannend: Die letzte Etappe zur Jugendherberge entpuppte sich als Herausforderung. Ob Umwege, Verwirrung oder einfach eine schlechte Wegbeschreibung – wir kamen nicht ganz so leicht an wie gedacht. Doch am Ende haben wir es geschafft, dank einer Polizeieskorte, die uns durch kleine, steile Sträßchen gelotst hat, die normalerweise für Busse gesperrt sind, und das Abenteuer konnte beginnen.
Am Dienstagvormittag besuchten wir die Kriegsgräberstätte. Zuvor hatten wir eine spannende Präsentation über die Vorfahren einer Mitarbeiterin der Jugendbegegnungsstätte gehört. Auf dem Gelände der Kriegsgräberstätte erklärte man uns den Aufbau und wie man sich orientieren kann. Es gibt dort 46 Blöcke mit gefallenen Soldaten und zivilen Opfern des Zweiten Weltkriegs. In kleinen Gruppen bearbeiteten wir Aufgaben – etwa das Finden von Personen, die nach dem 8. Mai 1945 gestorben sind, mit Hintergrundinformationen zu ihrem Schicksal. Besonders bewegend war die Geschichte eines jungen Soldaten, der noch keine 16 Jahre alt war, und eines kleinen Mädchens, das bei einem Bombenangriff ums Leben kam.
Am Nachmittag desselben Tages standen Teamspiele auf dem Programm. Die erste Herausforderung war das Durchqueren eines „Spinnennetzes“ aus gespannten Seilen – ohne es zu berühren. Dabei waren Teamarbeit, Absprache und gegenseitige Hilfe gefragt. Danach folgte eine Übung, bei der wir mit Seilen Bausteine stapeln sollten, ohne sie mit den Händen zu berühren – das verlangte viel Geduld und Koordination. Beim Spiel „Botschafter“ mussten Begriffe kreativ erklärt werden: durch Zeichnung, Pantomime oder Papierfalten – ohne zu sprechen. Abschließend wanderten wir 30 Minuten zu einem Platz, an dem wir das Spiel „Gartic Phone“ spielten. Danach ging es zurück, und das beste Team wurde mit einem kleinen Preis ausgezeichnet. Der Tag war ein voller Erfolg – abwechslungsreich, kreativ und stärkend für unseren Klassenzusammenhalt.
Am nächsten Tag besichtigten wir die Maginot-Linie. Um 10 Uhr startete die Führung am Munitionsversorgungstor. Ein Guide erklärte uns die Geschichte und zeigte die Pläne sowie Maße der Anlage. Danach führte er uns durch enge, kühle Gänge – bis zur Küche, den Kasernen, Generatoren und schließlich den Geschützen. Nach etwa 4 Kilometern war die Führung beendet, und wir verließen den Bunker. Nach der Bunkerbesichtigung machten wir uns auf den Weg zur Drei-Burgen-Wanderung in den Vogesen. Am Picknickplatz stärkten wir uns mit unseren Lunchpaketen, bevor wir uns auf schmalen, steilen Pfaden aufmachten. Die Wege waren teils verwurzelt und herausfordernd, doch alle meisterten sie tapfer. Von der ersten Burg aus bot sich uns eine atemberaubende Aussicht über Wälder und Felder. Danach ging es weiter zur nächsten Burgruine. Manche Schüler wanderten sogar bis zur dritten Burg – die sich auf der deutschen Seite befand. Einmal kurz Deutschland besucht! Am Ende belohnten sich viele mit einem Eis, bevor wir den Rückweg antraten.
Am Donnerstag fuhren wir mit dem Bus in die schöne Stadt Straßburg. Dort erkundeten wir in kleinen Gruppen bei einer Stadtrallye viele Sehenswürdigkeiten, suchten etwa eine Granate in einer Hausfassade oder erfuhren die ursprüngliche Funktion der „Les Ponts Couverts“. Die abwechslungsreichen Aufgaben führten uns durch schöne Ecken mit alten Fachwerkhäusern, blühenden Blumen und gemütlichen Cafés – so erhielten wir einen tollen Eindruck von der Stadt. Am selben Tag hatten wir die besondere Gelegenheit, das Europäische Parlament in Straßburg zu besuchen. Schon das moderne Gebäude beeindruckte. In einer spannenden Führung erfuhren wir, dass Roberta Metsola derzeit die Präsidentin des Europäischen Parlaments ist – und erst die dritte Frau in diesem Amt. Auch wurde erklärt, dass Ursula von der Leyen die Präsidentin der Europäischen Kommission ist. Besonders interessant war für uns, dass im Parlament Abgeordnete aus allen Mitgliedsstaaten sitzen – mit ganz unterschiedlichen Berufen, darunter Lehrer, Juristen oder Ärzte. Später durften wir im Plenarsaal Platz nehmen und miterleben, worüber diskutiert wurde. Ein 360°-Film über die EU bildete den krönenden Abschluss – ein unvergesslicher Tag, der Europa greifbar machte.
Am letzten Abend fand unsere Nachtwanderung statt. Um 22:15 Uhr ging es in den Wald, direkt neben der Jugendherberge. Anfangs war es noch etwas hell, doch bald wurde es dunkler und die Atmosphäre spannender. Glühwürmchen leuchteten uns den Weg – eine magische Stimmung. An einem ruhigen See hörten wir das Quaken der Frösche und genossen die nächtliche Natur. Der Rückweg war besonders aufregend, da unsere Lehrer versuchten, uns durch kleine Überraschungen zu erschrecken. Gegen 23:30 Uhr kehrten wir – erschöpft, aber begeistert – zur Herberge zurück. Am Abreisetag hieß es schließlich Abschied nehmen. Mit vielen neuen Eindrücken, tollen Erlebnissen und gestärktem Gemeinschaftsgefühl machten wir uns auf den Heimweg – im Gepäck unvergessliche Erinnerungen an eine großartige Klassenfahrt.