Üben, üben und ein bisschen Schneevergnügen
Über 170 Jahre ist er alt, der „Struwwelpeter“. Und wer kennt sie nicht, die Geschichten vom zündelnden Paulinchen, vom zappeligen Phillipp oder vom verträumten Hans-Guck-in-die-Luft? Auch wenn sie heute als Beispiele für ‚schwarze Pädagogik‘ verstanden werden und inzwischen etwas in Verruf geraten sind, üben sie doch oder vielleicht auch gerade deswegen eine ungebrochen starke Faszination auf Kinder und Erwachsene aus.
Für den Kurs Darstellendes Spiel des 12. Jahrgangs ist dies Grund genug, sich mit dem Klassiker des Kinderarztes Heinrich Hoffmann genauer zu beschäftigen und eine eigene Lesart zu entwickeln, werfen die Geschichten doch zahlreiche Fragen etwa zu Erziehung, Bestrafung, Hygieneregeln und Gehorsam auf. Heute wie zu der Zeit, als Hoffmann einst das Werk als Weihnachtsgeschenk für seinen dreijährigen Sohn schrieb, wachsen Kinder in einer Regelwelt von Erwachsenen auf, in die sie sich einfügen müssen, die aber auch einen unheimlichen Spaß am Verbotenen entstehen lässt.
An drei Probentagen im tief verschneiten Torfhaus konnte der Kurs intensiv an der eigenen Auseinandersetzung mit den Themen des „Struwwelpeters“ arbeiten. Mit Bewegung und Rhythmus, Sprache, Gesang und vielen eigenen Kindheitserinnerungen wurden viele Inszenierungsideen umgesetzt, so dass im März dieses Jahres eine ganz eigene szenische Collage auf die Bühne gebracht werden kann – „für kleine und große Kinder“.
Bei aller Probenarbeit sollte aber auch der vergnügliche Part nicht ganz fehlen und so wurde der erste nennenswerte Schneefall im Harz genutzt, um in der Mittagspause den nahegelegenen Rodelhang zu erkunden. Denn, soviel ist klar, Schule heute ist völlig anders als in der Welt des Struwwelpeters.