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Das THG verleiht Certi Lingua-Exzellenzlabel an drei engagierte AbiturientInnen

Stolz präsentieren Kilian Samwer, Hanna Hippe und Klara Rohrmann (v.l.n.r.) ihre Certilingua-Urkunden nach der Feierstunde in der Lindenhalle anlässlich des Abiturs.



Auch dieses Jahr konnte das Theodor-Heuss-Gymnasium wieder drei AbiturientInnen mit dem europäischen CertiLingua-Exzellenzlabel auszeichnen, die während der Sekundarstufe II im und neben dem regulären Unterricht herausragende fremdsprachliche und interkulturelle Leistungen erbracht haben.


Hanna Hippe (18), Clara Rohrmann (19) und Kilian Samwer (19) haben nachgewiesen, dass sie für die Herausforderungen der wirtschaftlichen Globalisierung und der Fortführung der europäischen Integration in besonderem Maße gerüstet sind. Alle drei AbiturientInnen haben während ihrer Gymnasialzeit nicht nur Englisch und Spanisch bzw. Französisch auf hohem Niveau gelernt, sondern auch seit der sechsten Klasse am bilingualen Unterricht in Erdkunde und Geschichte teilgenommen sowie ihre mündliche Abiturprüfung im Fach Geschichte auf Englisch abgelegt.

Darüber hinaus haben sie auch an einem interkulturellen Projekt, dem Herzstück der CertiLingua-Qualifizierung, gearbeitet. Dieses besondere Projekt kann entweder eine interkulturelle gesellschaftswissenschaftliche Kooperationsarbeit oder ein internationales Berufs- bzw. Sozialpraktikum sein, dass sich die CertiLingua-KandidatInnen selbst auswählen. Die Ergebnisse ihrer Arbeiten müssen schriftlich dokumentiert und mündlich in einem Kolloquium vor größerem Publikum auf Englisch präsentiert werden.

Inspiration für ihre Projekte fanden alle drei CertiLingua-Ausgezeichneten während längerer schulischer Auslandsaufenthalte: Klara Rohrmann verbrachte ein High School-Year in Neuseeland, Hanna Hippe besuchte mehrere Monate eine weiterführende Mädchenschule in England, und Kilian Samwer nahm am Texas-Austausch des Theodor-Heuss-Gymnasiums teil.

Klara Rohrmann war schon vor ihrem einjährigen High-School-Aufenthalt im Schuljahr 2019/ 2020 von der kulturellen Vielfalt Neuseelands fasziniert. Insbesondere war sie neugierig darauf, zu erfahren, wie es sich einem Land lebt, das als vorbildlich gilt in Bezug auf die Integration verschiedener ethnischer Gruppen, und hier besonders für ein gleichberechtigtes Verhältnis zwischen den Bürgern europäischen Ursprungs und den Ureinwohnern, den Maori, eintritt.

Kern ihres CertiLingua-Projektes war eine wissenschaftliche Untersuchung zu diesem Thema, die durch eine kleine Feldstudie - inklusive einer Onlinebefragung ihres Jahrgangs an ihrer High School in Wellington - ergänzt wurde.
Als Ergebnis konnte sie feststellen, dass die Kultur der Maori, anders als die Kulturen von Ureinwohnern und ethnischen Minderheiten in anderen Ländern, vom neuseeländischen Staat und seinen Bürgern hohe Anerkennung erfährt, sich aber persönliche Begegnungen zu häufig noch nur im Zusammenhang mit Touristenattraktionen und weniger im persönlichen Umfeld ergeben.

Angeregt durch ihre englischen Mitschülerinnen, die von Seiten der Schule zu regelmäßiger Freiwilligenarbeit angehalten werden, beschloss Hanna Hippe, sich selbst ehrenamtlich zu betätigen. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland begann sie mit der Planung eines Sozialpraktikums in den Herbstferien 2021 bei der British Heart-Foundation, genauer gesagt in deren Charity Shop in Newcastle. Diese Wohlfahrtsorganisation, die u.a. mithilfe von Secondhandshops Geld für die Erforschung kardiologischer Erkrankungen sammelt, liegt ihr aufgrund ihres Wunsches, Ärztin zu werden, besonders am Herzen.
Als sich abzeichnete, dass die Covid-19-Pandemielage bzw. die daraus resultierenden Reisebeschränkungen dies nicht zulassen würden, war die junge Frau gezwungen, umzuplanen.
Statt Erfahrungen in der Organisation eines gemeinnützigen Secondhandladens zu sammeln, konzentrierte sie sich in ihrem Projekt auf eine Vergleichsstudie über die Motivation deutscher und englischer Jugendlicher, sich in Freiwilligenarbeit zu engagieren. Dazu befragte sie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler in Newcastle und am THG.

Als wichtigstes Ergebnis ihrer Studie kann man die Erkenntnis bezeichnen, dass sich junge Engländer und Deutsche ebenso häufig ehrenamtlich engagieren. Allerdings tun erstere dies häufiger während ihrer Schulzeit und werden dazu vor allem durch die Schule angehalten, während letztere sich zumeist nach dem Ende der Schulzeit sozial engagieren, beispielsweise in einem FSJ („Freiwilliges Soziales Jahr“). Die Inspiration zu Freiwilligenarbeit erfolgt in Deutschland meist auch nicht durch die Schule, sondern eher durch Familie, Kirchengemeinden oder Freunde.

Kilian Samwer hat den Austausch des Theodor-Heuss-Gymnasiums mit dessen texanischer Partnerschule Marcus High School in Dallas im Jahre 2019 genutzt, um in einer kleinen Feldstudie zu untersuchen, ob die Erinnerung an historische Ereignisse wie dem Zweiten Weltkrieg im amerikanischen Schulalltag eine ähnliche Bedeutung hat wie an deutschen Schulen. In diesem CertiLingua-Projekt konnte der angehende Abiturient sein großes Interesse an amerikanischer und deutscher Geschichte mit seiner Neugier auf das (schulische) Alltagsleben gleichaltriger Texaner verknüpfen. Unterstützung für seine Forschungen fand er nicht nur bei seinen Mitschülerinnen und Mitschülern in Dallas, sondern auch in seiner Geschichtslehrerin an der Marcus High School, die ihm wertvolle Ratschläge für seine Arbeit gab.

Als Resultat seiner CertiLingua-Arbeit lässt sich konstatieren, dass es doch eher die amerikanische Revolution als der Zweite Weltkrieg ist, die die Erinnerungskultur im amerikanischen bzw. texanischen Schulalltag bestimmt.

Klara Rohrmann, Hanna Hippe und Kilian Samwer haben durch ihr hohes Engagement nicht nur das CertiLingua-Zertifikat erworben, das ihnen im Studium und bei künftigen Praktika wertvolle Credits und Bewerbungsvorteile verschafft, sie haben auch auf internationaler Ebene wertvolle wissenschaftliche und interkulturelle Erfahrungen sammeln können, die sie auch für ihre persönliche Entwicklung nicht missen möchten.