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Die gedruckte Zeitung – ereilt sie das gleiche Schicksal wie die Kassette?

Die Verkaufszahlen der Print-Medien in Deutschland haben sich in den letzten ca. 30 Jahren halbiert. Werden gedruckte Zeitungen in weiteren 30 Jahren also ausgestorben sein? Wir haben nachgefragt!

Als Deutsch-Leistungskurs des 13. Jahrgangs von Herrn Teevs hatten wir das Glück, von seinem familiären Umfeld zu profitieren. Der SPIEGEL-Journalist Christian Teevs erklärte sich bereit, mit uns ein Interview zu führen. Mit zwölf Jahren Erfahrung beim SPIEGEL konnte er alle unsere Fragen zu Thema: „Zeitung der Zukunft – Zukunft der Zeitung“ beantworten.

Wie sieht der Job eines SPIEGEL-Journalisten heutzutage im digitalen Zeitalter aus?

In Zukunft dürfe es keine Trennung zwischen Print- und Onlineredakteuren mehr geben, um weiterhin Qualitätsjournalismus gewährleisten zu können. Beim SPIEGEL ist das laut Teevs bereits der Fall. Nur so seien Print- und Onlineredaktionen in der Lage, stärker zusammenarbeiten und Inhalte ausreichend auf ihre Richtigkeit überprüfen. Es müsse eine schrittweise Transformation von Print-Ausgaben zu Online-Plattformen stattfinden, da letztere immer mehr an Bedeutung gewinnen, wie beim SPIEGEL festzustellen ist. Die Online-Plattform des SPIEGEL gewinnt kontinuierlich immer mehr Digital-Abos, zurzeit sind es schon über 100.000.

Werden die Print-Medien in einigen Jahren ganz aussterben?

Die Zahl der verkauften Print-Auflagen geht immer weiter zurück, sodass sie nicht länger alleine den qualitativen Journalismus ermöglichen können. Der Rückgang der Verkaufszahlen sorge für weniger finanzielle Mittel, wodurch die Print-Zeitung seltener und teurer werde. Bis jetzt allerdings ist der Umsatz bei den Online-Angeboten noch geringer als bei den gedruckten. Daher sei es notwendig, auch Digital-Abos kostenpflichtig zu machen. Das Fazit von Christian Teevs zur Zukunft der Zeitung: Print-Medien werden zwar nicht aussterben, aber sich vom Alltagsprodukt hin zum Nischenprodukt entwickeln.

Wie verändert sich der Journalismus durch den Übergang zur digitalen Plattform?

Wer kennt es nicht: Man liest gerade einen Online-Artikel, doch nach dem Eintreffen einer WhatsApp-Nachricht von der besten Freundin, ist das vorher Gelesene sofort vergessen. Die Online-Leser lassen sich leichter ablenken und seien somit flüchtiger, weshalb es im Netz umso wichtiger sei, die Leser zu catchen. Das gelinge durch einen reißerischen Einstieg oder Titel, um die volle Aufmerksamkeit der Leser zu erlangen. Dieser Kampf um das Augenmerk der Leser lasse die Artikel mitunter unseriös und überspitzt wirken, was auf den ersten Blick von vielen kritisch bewertet werde. Das sei jedoch nicht notwendig, denn auch die hier veröffentlichten Inhalte werden mithilfe von mindestens zwei Quellen überprüft.

Anders als bei gedruckten Medien können Leser durch die Kommentarfunktion den Journalisten schnellere Rückmeldung zu ihren Artikeln geben. So arbeite man als Verfasser wesentlich akkurater, so Herr Teevs.

Wie ist das Verhältnis zwischen Journalismus und der Politik?

Christian Teevs ist selbst seit einigen Jahren spezialisiert auf Politikjournalismus und ist somit hautnah zum Beispiel bei den aktuellen Corona bedingten Ministerpräsidentenkonferenzen dabei. Bei der Berichterstattung solcher Veranstaltungen arbeiten Journalisten häufig arbeitsteilig, damit alle Details wahrheitsgemäß dokumentiert werden können. So kommt es dazu, dass unter einem Artikel bis zu 13 Autoren stehen, auch wenn nur zwei Leadautoren für die endgültige Niederschrift zuständig waren. Aber gerade bei den für die Gesellschaft relevanten Informationen, zum Beispiel bei neuen Corona-Auflagen, gelte der journalistische Grundsatz „Be first, but first be right“. Obwohl eine schnelle Veröffentlichung der Neuigkeiten wichtig sei, dürfe die Qualität und der Wahrheitsgehalt nicht darunter leiden.

Des Weiteren fragten wir nach dem Verhältnis von SPIEGEL-Redakteuren zu Politikern. Laut Herrn Teevs dürfe man weder zu viel Nähe zulassen noch eine zu große Distanz aufbauen. Bei zu viel Nähe kann es zu Vertrauensverlust führen, wenn negative Informationen über einen Politiker von einem Journalisten veröffentlicht werden. Bei zu großer Distanz hingegen gelange man als Journalist nicht an die sonst unbekannten und wirklich spannenden Neuigkeiten.

Christian Teevs konnte uns mit seinen Antworten spannende Einblicke in den Job eines Journalisten geben. Schließlich bekommt nicht jeder die Möglichkeit, mit einem professionellen Journalisten eines Nachrichtenmagazins zu sprechen. Wir sind dankbar für zwei Stunden, in denen wir eine ganz andere Perspektive auf unser Unterrichtsthema kennenlernen durften!

 

Ein Bericht von Nora Sperhake und Jaqueline Rupprecht