THG-Schüler trotzten Wellen, Wind und Schneechaos im britischen Blyth
Die Englandfahrer nahmen Wellen, Sturm und englisches Schneechaos mit Humor: Die Teilnehmer am England-Austausch ließen sich weder durch Kälte noch durch Eis und Schnee die Laune vermiesen...
In der ersten Märzwoche fand erstmalig der deutsch-englische Schüleraustausch zwischen dem Theodor-Heuss-Gymnasium und seiner neuen englischen Partnerschule, der Bede Academy in Blyth/ Northumberland statt.
12 Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgängen 9 und 10 reisten unter der Leitung von Frau Rathke und in Begleitung der beiden Studienreferendare Kristin Arling und Tim Babke am 1. März gen England, um eine Woche lang Land und Leute kennen zu lernen, den Spuren der englischen Geschichte vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert zu folgen, und den English Way of Life zu genießen.
Am Beginn der Reise standen zwar einige Hindernissen: Zug- und Fährverspätungen, eine raue Nordsee-Überfahrt sowie Schneechaos in England, was das geplante Programm zunächst kräftig durcheinanderwirbelte. Letztendlich wurde die Fahrt doch noch zu einem grandiosen Erlebnis.
Die Vorfreude auf die Fahrt nach England war schon die Wochen davor riesig und am Donnerstag, dem 1. März, ging es dann auch endlich los.
Um sieben Uhr trafen sich die 3 Lehrer und leider durch einen Krankheitsfall leider nur 12 statt 13 Schülerinnen und Schüler bei klirrender Kälte und nicht unbedingt ganz ausgeschlafen am Braunschweiger Hauptbahnhof. Doch nach Kaffee und heißer Schokolade während des ersten Zwischenstopps in Hannover waren alle aufgewärmt und wach.
Im Zug nach Amsterdam hatten wir einen ganzen Wagon für uns und vertrieben uns die lange Fahrt, die sich durch einen Lokschaden in Bad Bentheim noch um eine weitere Stunde verlängerte, mit allerlei Gesellschaftsspielen.
Obwohl wir mit 3 Stunden Verspätung in Amsterdam ankamen, blieb noch genug Zeit um echte Amsterdamer Waffeln zu essen.
Im Fährterminal von Ijmuiden mussten wir dann noch einmal 3 Stunden auf das Boarding warten, weil auf der Nordsee ein Sturm wütete. Dementsprechend schaukelig war auch die eintägige Überfahrt. Da leider nicht alle hundertprozentig seefest waren, konnten nicht jeder der England-Fahrer diese Überfahrt nach England sonderlich genießen.
Auch das Essen wurde zu einer wahren Herausforderung, obwohl sowohl das selbst mitgebrachte Potluck Dinner (Fingerbüfett) am Abend als auch das Frühstück super schmeckten. Bei letzterem flogen uns aufgrund des Seegangs buchstäblich die Teller um die Ohren.
Schließlich landeten wir aber doch sicher im Hafen von North Shields - mitten in einer englischen Schneelandschaft - und wurden von Mrs Hardy, der englischen Lehrerin, herzlich empfangen.
Leider konnte sie unsere englischen Partnerschüler zur Begrüßung nicht mitbringen, da in Northumberland aufgrund des Jahrhundertwinters an den drei vorhergehenden Tagen noch nicht wieder alle Busse fuhren. Unser Shuttle-Bus zur Jugendherberge im Stadtzentrum tat dies aber zum Glück.
Finn Brüggemann.
Sightseeing in Newcastle
Die Sightseeing Tour in Newcastle startete für die Fußballfans unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Begleitung von Herrn Babke am Samstagmorgen mit der Besichtigung des heimischen Fußballstadions des englischen Erstligisten Newcastle United. St. James´ Park bietet fast 53.000 Zuschauer Platz und ist somit das größte und älteste Fußballstadion in Nordost-England. Zudem ist es auch sehr stark von Historie geprägt, denn im 19. Jahrhundert fanden sich zwei Fußballmannschaften aus Newcastle zusammen und gründeten den Verein Newcastle United.
Unsere faszinierende Führung begann im Privatbereich der einzelnen Spieler und führte uns zu den Loungeplätzen im Stadion sowie in die Katakomben zu den Umkleideräumen der Spieler und in den Presseraum.
Von den Loungeplätzen hat man die beste Sicht auf das Innere des Stadion und seine unglaublich steilen Tribünen.
Als absolutes Highlight liefen wir zum Schluss der Führung zu heimischer Fanmusikbegleitung durch den Spielertunnel in den St. James´ Park ein.
Julian Heitefuß
Während der eine Teil der Gruppe sich mit der Heimat des Fußballs befasste, erkundeten die anderen unter der Führung von Frau Rathke und Frau Arling die Stadt am Tyne abseits der Touristenpfade, dafür aber im tiefsten Schnee, denn England hat keinen organisierten Winterdienst.
Der guten Laune konnte dies jedoch nichts anhaben, zumal die weiße Winterlandschaft auch immer wieder eine skurile Kulisse für Fotomotive bot, zum Beispiel an dem farbenfrohen Eingangstor von Chinatown.
Die brühmte Tyne-Brücke blieb bei diesem vormittäglichen Marsch hügelauf- und hügelabwärts eher eine in der Ferne leuchtende Fata Morgana, aber bei dem spontanen Besuch im Discovery Museum, das u.a. eine Ausstellung über die Geschichte Newcastles beherbergt, konnten sich die unfreiwilligen Wintersportler aufwärmen.
Am Nachmittag tauchte unsere Reisegruppe bei der Erkundung der Innenstadt von Newcastle erneut in die Geschichte ein. Mrs Hardy besichtigte mit uns Newcastle Castle, die "neue Burg", die "erst" 1080 gebaut worden war und lange Zeit der Verteidigung Englands gegen die drohende Invasion der Schotten diente. Eigentlich sollten hierbei ebenso wie bei der anschließenden Ralley unsere englischen Partnerschüler dabei sein, aber das "Beast from the East", wie die Engländer den ungewöhnlichen Wintereinbruch nannten, ließ auch an diesem Tag noch nicht alle Busse wieder fahren. So hofften wir inständig, dass es am Sonntagnachmittag endlich zu einem Treffen kommen würde.
Vorher besichtigten wir am Sonntagmorgen aber noch eine weitere Sehenswürdigkeit, den Victoria Tunnel.
Dieser 3,5 lange künstliche unterirdische Tunnel wurde ursprünglich im 19. Jahrhundert als schnelle Verbindung zwischen den Kohleminen Northumberlands und dem Hafen am Tyne errichtet. Nach dem Rückgang des Kohleabbaus wurde er dann zu Beginn des Zweiten Weltkrieges als Luftschutzbunker für die Zivilbevölkerung Newcastles benutzt. Abgesehen von der historischen Bedeutung erfuhren wir auch viele spannende (und auch tragische) Geschichten, die im Victoria-Tunnel passiert sind, und lernten etwas über die geologischen Gegebenheiten in und um Newcastle.
Nils Ole Keune
Die erste Begegnung mit den englischen Partnerschülern
Am Sonntagnachmittag war es dann endlich so weit, bei stürmischem, nasskaltem Wetter fuhren wir mit dem Bus nach Blyth, dem Küstenort, in dem auch unsere Partnerschule liegt, um endlich unsere englischen Austauschpartner zu treffen.
Bei dem typischesten aller englischen Gerichte, leckeren Fish'n Chips in einem beliebten Strandrestaurant, konnten wir uns miteinander bekannt machen.
Nachdem sich alle satt gegessen hatten, ging es hinaus in den Sturm, wo wir bei diversen Kennenlernspielen, u.a. "Stuck in the mud" , was dem deutschen "Steh Boch, steh!" ähnelt, und viele matschige Hosen und Schuhe zur Folge hatte, allmählich vertrauter miteinander wurden.
Nach einem lustigen Gruppenfoto vor der Sturmkulisse ging es zurück nach Newcastle, wo sich die ganze Gruppe schon sehr auf den Tag in der Partnerschule freuten.
Nuria Kochkirchen
Schulbesuch
Am Montag saßen wir schon um 7 Uhr früh in dem Bus nach Blyth, wo uns die Austauschschüler abholten und zur Bede Academy führten. In der Schule standen am Eingang ein paar Lehrer, die die Pünktlichkeit und die Schulkleidung kontrollierten. Schüler, die nicht pünktlich kommen, erhalten einen Tadel!
Zunächst nahmen wir in der Aula an der Assembly (eine Versammlung aller Lehrer und Schüler) teil, die mit einem gemeinsamen Lied der Schulgemeinschaft begann.
Überrascht haben wir bemerkt, dass die zu spät gekommenen Schüler zur Strafe am Rand auf Holzbänken Platz nehmen mussten, während ihre Schulkameraden jahrgangsweise geordnet, auf den bequemen Aulastühlen saßen.
Nachdem die Direktorin die Schüler begrüßt hatte, hielt ein Gastredner eine Ansprache, in der es unter anderem um Gnade und Vergebung auch für Menschen ging, die anderen schweres Unrecht zugefügt haben. Dazu erzählte er die Geschichte einer holländischen Frau, die ihre Familie durch den Holocaust verloren hatte, aber ihrem KZ-Aufseher schließlich vergab.
Nach diesem besinnlichen Vortrag kündigte die Direktorin die wichtigsten schulischen Ereignisse der Woche an und ermutigte die Schüler ihr Bestes zu geben und fleißig zu sein.
Nach einem weiteren Lied war die Assembly zu Ende und wir gingen gemeinsam mit unseren Austauschschülern in deren jeweiligen Unterricht.
In englischen Schulen ist es üblich, dass die Lehrer ihre eigenen ein bis zwei Unterrichtsräume haben, in denen sich die Schüler zum Unterricht versammeln. Die Lehrer dort sind alle sehr gut auf den Unterricht vorbereitet, denn es wurden PowerPoint-Präsentationen auf den Smartboards gezeigt. Anders als bei uns werden die Schulbücherbücher nicht so oft genutzt und liegen deshalb auch nur in den einzelnen Fachräumen aus. Wir deutschen Schüler waren ganz begeistert, dass unsere Englischkenntnisse ausreichten, um dem Unterricht problemlos folgen zu können.
Nach sechs Unterrichtsstunden und der Mittagspause in der riesigen Mensa endete der reguläre Schultag und wir trafen unsere Partnerschüler zu lustigen Actionspielen a la Activity und zum Plaudern im Theater-Raum.
Der Tag in der Schule war sehr spannend und anders strukturiert als in Deutschland, teilweise viel strenger, doch manchmal auch chaotischer als bei uns. Auf alle Fälle war es eine schöne Erfahrung, die für viele von uns der Höhepunkt der Woche war.
Luisa Dzaebel
Ausflug nach York
Ein weiteres Highlight war jedoch noch für den folgenden Tag angesetzt: Der Ausflug nach York.
Nachdem wir anders als Fahrt nach Amsterdam pünktlich an unserem Zielort angekommen waren , ging es erstmal zu Fuß in die Stadt. Nach einer kurzen Mittagspause besichtigten wir das Münster, das schon von außen mit seinen hohen Fenstern und den vielen Verzierungen sehr eindrucksvoll war. Im Innern haben uns besonders die riesigen bunten Bleiglas-Fenster mit den biblische Szenen beeindruckt.
Frau Rathke erklärte uns, wie die Reformation in England abgelaufen war und welche Rolle das Königshaus dabei spielte.
Nach einem kurzen Abstecher in den Souvenirshop ging es dann auch schon weiter in Richtung York Castle Museum. Dabei kamen wir durch viele kleine, verwinkelte Gassen, die Shambles, die wir am liebsten sofort auf eigene Faust erkundet hätten.
Doch zunächst stand ja das Museum auf dem Programm, das das Wohnen und Leben der Menschen in der Victorianischen Ära zeigte.
Es gab sogar eine nachgebaute viktorianische Straße, die mal in helles Tageslicht und mal in dunkle Nacht getaucht war und auf der man richtig bummeln gehen konnte. Schauspieler sprachen uns und zogen uns mit ihren Geschichten direkt in das Stadtgeschehen hinein. Außerdem gab es eine Ausstellung zu Mode im Wandel der Zeit und man konnte einen originalgetreu nachgebauten Schützengraben aus dem ersten Weltkrieg besichtigen. Schön gruselig waren die alten Gefängniszellen im Keller des Museums.
Nach so viel Kultur konnten wir nun auch noch ein wenig bummeln gehen. Ein besonderes Ziel war der Fudge Laden in den Shambles, denn dort gab es das typische bröselige Karamell in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen zu kaufen.
Nach einem kurzen Spaziergang über die Stadtmauern, auf denen sich das tolle Stadtpanorama entfaltete, ging es schon wieder mit dem (pünktlichen) Zug zurück nach Newcastle zurück.
Schade, in York wären wir alle gerne länger geblieben, in dieser mittelalterlichen Stadt hätte es noch so viel zu entdecken gegeben!
Clara Witzel
Der letzte Morgen in England begann mit einem klassischen Englischen Frühstück, ein weiterer kulinarischer Höhepunkt der Woche, in der es so viele Köstlichkeiten zu entdecken und probieren gab. Die Lage unseres Hostels, nämlich mitten in der Innenstadt, vereinfachte das Erreichen aller bekannten Fastfood-Restaurants, so dass wir jeden Tag auf's Neue Spaß daran hatten, zu entscheiden, ob es ungewöhnliche Pizzasorten (mit und ohne Pommes), selbstgekochte Nudeln oder Burger & Co sein sollten.
Obwohl die Auswahl an letzterem unglaublich riesig und lecker war, haben wir uns am meisten auf die traditionellen englischen Gerichte gefreut und in die klassische English Tea Time (Tee, Scones mit Clotted Cream und Erbeermarmelade) haben wir uns fast alle verliebt.
Mehrsa Motevasseli und Lucas Wabnitz
Zum Abschied Frühling
Auch der englische Wettergott war uns an diesem Tag gewogen und schenkte uns zum Abschied einen sonnigen Vorfrühlingstag in Newcastle, den wir zum ausgiebigen Souvenir-Shoppen nutzten.
Auf der Fähre angekommen, entdeckten wir, dass diesmal das Sonnendeck geöffnet war und nach all dem Schnee und Sturm genossen wir es an Bord in der Sonne herumzualbern.
Dieses Mal war die See sehr viel ruhiger und fast alle konnten die Atmosphäre und sogar das Frühstück ohne Festhalten auf dem Schiff genießen.
Beim Zwischenstopp in Amsterdam erwartete uns zwar Regen, der sich aber dann in Sonnenschein wandelte, so dass die dreistündige Erkundung der niederländischen Hauptstadt vergnüglich wurde.
Auf dem letzten Stück der Zugfahrt nach Braunschweig gab es zwar noch einmal Verspätung, aber dadurch konnten wir ein wenig länger gemeinsam in den schönen Erinnerungen an die Woche in England schwelgen.
Finn Brüggemann
Ein Bericht von Anne-Katrin Rathke mit Finn Brüggemann, Luisa Dzaebel, Julian Heitefuß, Nuria Hochkirchen, Niels Ole Keune, Mehrsa Motevasseli, Lucas Wabnitz und Clara Witzel