Exkursion des 11. Jahrgangs nach Hötensleben und Marienborn
Am 26.4.24 erlebten die Geschichtskurse des 11. Jahrgangs in Begleitung von Frau Ivers, Frau Pohl-Jakob und Frau Töniges eine spannende Exkursion zur innerdeutschen Teilung, um das Thema des Geschichtsunterrichts im 2. Semester zu vertiefen.
Zuerst wurde das Grenzdenkmal in Hötensleben angefahren, was nur ca. 45 Minuten von Wolfenbüttel entfernt ist. Dort traf die Gruppe auf zwei sogenannten Besucherführerinnen, die uns in zwei Gruppen vor Ort fachkundig betreuten.
Äußerst interessant ist Hötensleben, da man hier einen erhaltenen „Schutzstreifen“ aus Mauern, Metallgitterzäunen, Signaldrähten und einem Wachturm betrachten kann. Auf Initiative einiger Hötensleber Bewohner wurde dieser Teil nicht, wie üblich nach der friedlichen Revolution von 1989 und der deutschen Einheit 1990, abgerissen und entsorgt, sondern steht seit 1990 unter Denkmalschutz. Auf diesem Spaziergang entlang des Sperrgebiets erfuhren die SchülerInnen nicht nur viele interessante Fakten über die Grenzanlagen und ihre Funktionen, sondern auch viel über das Leben von DDR-Bürgern im Sperrgebiet. So durften Verwandte oder Freunde, die aus anderen Teilen der DDR kamen, nur ins Sperrgebiet zu Besuch kommen, wenn dieser mindestens 6 Wochen im Voraus beantragt wurde.
Die Bewohner in Hötensleben, welches zum ehemaligen DDR Sperrgebiet gehörte, lebten alltäglich in unmittelbarer Nähe zur Grenze, die, wie die SchülerInnen zuvor schon im Unterricht lernten, die Funktion hatte, DDR – Bürger von der Flucht in den Westen zu hindern und somit streng überwacht wurde. In Häusern, die in unmittelbarer Nähe zur sogenannten Sichtblendenmauer standen, war es nie richtig dunkel und jegliches Geschehen im „Schutzstreifen“ fand direkt vor den eigenen vier Wänden statt. Im Sperrgebiet lebende DDR-Bürger hatten aber auch einige Vorteile, wie z.B. dass sie im Vergleich zu anderswo lebenden DDR-Bürgern nicht so lange auf ihren Trabant warten mussten.
In Hötensleben gab es keine legale Möglichkeit die Grenze zu überqueren. Ein Grenzübergang befand sich unweit von Hötensleben in Marienborn, was auch nach einem einstündigen Aufenthalt in Hötensleben unser nächster Stopp sein sollte. Vielen SchülerInnen ist der ehemalige Grenzübergang vom Vorbeifahren auf der A2 in Richtung Berlin bekannt. Der besagte Grenzübergang war der größte und bedeutendste Grenzübergang der innerdeutschen Grenze und ist seit August 1996 Gedenkstätte der deutschen Teilung.
Am ehemaligen Grenzübergang angekommen, trafen die SchülerInnen wieder auf ihre Besucherführerinnen, die den Gruppen an verschiedenen Stationen die damalige Grenzüberquerung veranschaulichten. Insgesamt sind ca. 7 ha des ehemaligen Grenzübergangs mit historischen Abfertigungsbereich, Zäunen, Gebäuden und Kommandantenturm erhalten. Grenzpassierende hatten drei Möglichkeiten sich einzuordnen: 1. Transit Westberlin, 2. Einreise in die DDR, 3. Reise in Drittländer, wie z.B. Polen. Unsere Besucherführerinnen nahmen uns dann mit auf die imaginäre Reise eines nach Westberlin Transit Reisenden und zeigte den interessierten SchülerInnen sehr anschaulich die Vorgehensweise bzgl. der Kontrolle der Pässe, die auf Förderbändern transportiert und auf Echtheit überprüft wurden, und der Zollkontrolle. Ab 1972 fanden Zollkontrollen von Transitreisenden nach Westberlin nicht mehr statt. Bei der Einreise in die DDR kontrollierte der Zoll, ob verbotene Waren eingeführt wurden. Es war z.B. verboten, westliche Tageszeitungen, Literatur, Musikkassetten oder Schalplatten einzuführen. Gepäckstücke wurden geröntgt und Personen, die verdächtigt wurden, verbotene Sachen am Körper zu führen, mussten sich in einem separaten Raum durchsuchen lassen.
Auch die Autos wurden gründlich durchsucht, besonders wenn sie verdächtig wirkten. Zu guter Letzt bestieg der 11. Jahrgang den Kommandantenturm, von dem das gesamte Gelände sehr gut überblickt werden konnte. Ausgerüstet mit damals modernster Technik konnten von dort aus alle Ampeln, Schlagbäume und Rollsperren gesteuert werden, um z.B. einen Grenzdurchbruch zu verhindern. Die Grenzübergangsstelle wurde von Grenztruppen bewacht, die, wenn nötig, zum Einsatz kamen. Erschöpft nach einem solch informativen Vormittag an der frischen Luft trat die Reisegruppe die Heimkehr nach Wolfenbüttel an.