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Livestream mit jungen Menschen in der Westukraine

Livestream deutscher Schulen mit jungen Menschen in der Westukraine – THG-Schülerinnen und -Schüler erfuhren Bewegendes und Vorbildliches aus erster Hand

Maritschka, Marina und Yukhyem sind erleichtert und dankbar: Ihre Heimatorte in der Ukraine sind aktuell nicht vom Kriegsgeschehen betroffen.

Dennoch: Ihr Leben steht seit dem Ausbruch des Krieges in ihrem Heimatland unter völlig anderen Vorzeichen und wird 24 Stunden am Tag vom krisenhaften Ausnahmezustand in ihrem Umfeld bestimmt.


Was die drei Studierenden im Alter von 21 bis 23 in der vergangenen Woche während des einstündigen interaktiven Livestreams, den das internationale Jugendnetzwerk Peerleader International e.V. für deutsche Schulklassen organisiert hatte und an dem auch 16 Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 7 bis 10 des Theodor-Heuss-Gymnasiums teilnahmen, war beeindruckend und bedrückend zugleich. Kompetent und sachlich skizzierten die drei jungen Menschen zunächst die politische Situation in ihrem Heimatland, bevor sie authentische und private Einblicke in ihren persönlichen Alltag gaben. Da war die Rede vom unerträglichen Warten auf schlechte Nachrichten von der Front, wo Familienangehörige und Freunde für das Heimatland kämpfen. Da erfuhren die Schülerinnen und Schüler an den deutschen Bildschirmen von dreijährigen Kindern, die schon ganz selbstverständlich wissen, wie man sich korrekt bei einem Luftalarm verhält. Es wurden Bilder gezeigt von Massengräbern oder von Trauerfeiern für tot aus dem Krieg zurückgekehrte Freunde und Familienangehörige, die in ihrer Heimatgemeinde als Helden verehrt werden.


Interessiert und mitfühlend wurden die Berichte von den Zuhörerinnen und Zuhörern verfolgt, die per Smartphone auch Fragen in die Ukraine stellen konnten. Die Erzählungen ließen auf leidvolle Erfahrungen und sicherlich auch Ängste der ukrainischen Gesprächspartnerinnen und -partner schließen. Dennoch strahlten diese trotz allem eine unglaubliche Besonnenheit und Energie aus, die sie insbesondere auch für Menschen in ihrem Umfeld nutzbar machen. „Auch wenn fundamentale Sicherheiten wegbrechen, muss das Leben vorangehen,“ so sagen sie. Gerade dann sei es wichtig, dass die Menschen aktiv sind und auch alltägliche Ablenkung und Freuden erleben. Insbesondere für Kinder und Jugendliche sei das lebensnotwendig und hierfür setzen sich die drei interviewten jungen Menschen mit viel persönlichem Engagement in sozialen Projekten ein. Ein solches Vorbild beeindruckt. Wofür sie und ihre Mitbürger in der Ukraine aktuell kämpften, wurden sie gefragt, und die Antwort kam ohne längeres Nachdenken: für die unversehrte Existenz ihres Heimatlandes, für Grundrechte wie Meinungsfreiheit und Toleranz und natürlich für die Zukunft ihrer Kinder. Und so wunderte es nicht, dass alle drei ihre Zukunft in fünf Jahren in der Ukraine sahen – in der Hoffnung auf bessere, auf friedlichere Zeiten.


Am Ende des Chats bewegte alle die gleiche Frage, deutsche wie ukrainische Dialogpartnerinnen und -partner: Was können Jugendliche im Ausland gegenwärtig tun, damit der Krieg in der Ukraine aufhört? Eine einfache Antwort fiel auf beiden Seiten schwer; alle waren überzeugt, dass ein Ende des Krieges nur auf politischer Ebene zu erreichen ist. Aber dennoch kristallisierte sich rasch die optimistische Botschaft heraus, dass jeder in der Lage ist, von seinem Standort aus und nach seinen Möglichkeiten einen Beitrag zum Frieden zu leisten. Die Studentinnen und der Student in der Ukraine wünschten sich von ihren ausländischen Gesprächspartnerinnen und -partnern, dass die Informationen über den Konflikt in der Ukraine differenziert weitergetragen werden, zum Beispiel über die sozialen Medien. Nicht nur materielle Unterstützung sei wichtig, betonten sie mehrfach, sondern vor allem mentale Rückendeckung und Solidarität mit den Menschen in der Ukraine. Das müsse natürlich auch für die mittlerweile über eine Million Menschen gelten, die aus der Ukraine geflüchtet sind und in Deutschland Schutz gesucht haben. Hier finden die Schülerinnen und Schüler am THG schnell konkrete Anknüpfungspunkte – das wurde auch in der Gesprächsrunde im Anschluss an das Videostreaming deutlich: Unterstützung für die Ukraine beginnt auch schon bei kleinen Gesten des Willkommens und der Sympathie im Alltag. Die Schülerinnen und Schüler nahmen sich vor stets offen und sensibel zu sein für die Stimmungen und die Bedürfnisse ihrer ukrainischen Mitschülerinnen und Mitschüler und dies auch weiterzutragen in ihre Klassen, als deren Vertreterinnen und Vertreter sie am Videostreaming teilgenommen hatten.


Das bleibt als ermutigende Erfahrung nach diesem besonderen digitalen Dialog: Der Einsatz für den Frieden ist nicht auf die große politische Bühne beschränkt, sondern ist auch hier vor Ort im Kleinen möglich, auch im Klassenzimmer, auf dem Pausenhof und im Schulbus.