Vortrag "China, Internet, soziale Medien"
Vortrag zum Thema „China, Internet, soziale Medien“ für Kurse des 12. Jahrgangs am THG
von Dorian Geistefeldt
China ist eines der modernsten und technisch fortschrittlichsten Länder der Welt. Obwohl Deutschland in vieler Hinsicht durch die Globalisierung ökonomisch von China als Handelspartner abhängig ist, wissen viele deutsche Schülerinnen und Schüler wenig über die moderne chinesische Kultur und das tägliche Leben von chinesischen Jugendlichen.
Im vergangenen Schuljahr konnten die Oberstufen-Jahrgänge am THG im Geschichtsunterricht vieles über die Qing-Dynastie und das Verhältnis Chinas zu den imperialistischen Mächten erfahren. Dadurch wurden für die Schülerinnen und Schüler die Wurzeln des chinesischen Großmachtanspruchs klarer. Doch wie wird im „Reich der Mitte” dieser Anspruch heute greifbar? Was unterscheidet Jugendliche in China von ihren Altersgenossen in Deutschland?
Diese und weitere Fragen konnten durch den zweiten Vortrag am 28. Juni von Herrn Dr. Krüger zur Thematik „China, Internet, soziale Medien” beantwortet werden. Der Referent lebt zurzeit in Braunschweig und veranstaltet seine Vorlesungen für die Shantou Universität online.
Hierfür benutzt der Dozent für Anthropologie, Filme und Medien sowie unterschiedliche Software wie Wechat oder Weibo. „Soziales Leben findet nur am Handy statt”, präzisierte Herr Dr. Krüger basierend auf seinen langjährigen Erfahrungen in China. Als Beispiel hierfür nennt er vor allem die „Super App” Wechat, die das zentrale Medium für Onlinebanking, E-Commerce, Messenger und Social-Media-Plattform für hunderte Millionen Chinesen täglich ist. Der zweitgrößte chinesische Instant Messenger QQ ist wie Wechat Teil des Medienkonzerns Tencent, der viele verschiedene Apps besitzt.
Eine weitere wichtige App für die chinesische Bevölkerung ist Douyin, was bei uns eher unter dem Namen „TikTok” bekannt ist. Diese sowie viele weitere chinesische Apps sind bei uns sehr umstritten. Dies liegt an dem Einfluss der chinesischen Regierung auf die Multimediakonzerne. In die nach
unserem Verständnis privaten Firmen müssen Parteisekretäre integriert sein. Dies sorgt dafür, dass die Konzerne ihre Daten mit der chinesischen Regierung teilen müssen. Die Überwachung und Kontrolle der chinesischen Bürgerinnen und Bürger (und letztlich aller TikTok Nutzer weltweit) wird dadurch immer größer, und die große Firewall sorgt dafür, dass den Chinesen kaum westliche Apps zur Verfügung stehen. Das jedoch genügt nicht: „Es gibt nicht nur die große Firewall, sondern auch einen großen Staubsauger”, kritisiert Herr Dr. Krüger die Zensurpolitik der chinesischen Regierung. Er befürchtet auch, dass jegliche Nutzung der chinesischen Handys kontrolliert wird und sich die Ergebnisse auf die „Social Credit Punkte” auswirkt.
Ermöglicht wurde diese Veranstaltung durch eine Unterstützung des „Bildungsnetzwerks
China”, eine Gründung des Goethe-Instituts und der Stiftung Mercator. Sie ist Teil eines
Projekts zum Thema „Chinakompetenz stärken”, das am THG von der Lehrkraft Martina
Knauer initiiert wurde, die mehrere Jahre in Shanghai gelebt und unterrichtet hat.