Freya Rohrmann: Mein Auslandsjahr in den USA
Mein Name ist Freya und ich habe das letzte Schuljahr in Bentonville, Arkansas, verbracht.
Es war schon immer ein großer Traum von mir, ein Auslandsjahr zu machen. Umso mehr habe ich mich dann gefreut, als es endlich losging. Am 5.8.2021 war meine Abreise. Nach drei Flügen kam ich dann in meinem neuen Zuhause an.
Während meines Auslandsjahres habe ich ein komplett anderes Leben gelebt. Ich bin an eine amerikanische High School gegangen und war dort eine von fünf Austauschschülern. Bereits in der ersten Woche habe ich sehr viele Leute kennengelernt, mit denen ich mich im Laufe des Jahres sehr angefreundet habe.
Eines meiner Unterrichtsfächer war Outdoor Education. Wir sind auf mehrere Field Trips gegangen, wie zum Beispiel Klettern, Kajak fahren oder auch Fischen oder Trap Shooting (Tonscheiben schießen). In Arkansas sind viele Menschen im Fisch- und Jagdsport aktiv, und in dem Unterrichtsfach haben wir auch den offiziellen Test für die Jagd- und die Fisch-Lizenz geschrieben. Viele in meinem Kurs hatten diese Lizenzen allerdings bereits.
Nicht nur die Hobbies der Amerikaner waren anders – auch Traditionen unterscheiden sich sehr. Viele Menschen sind sehr religiös und gehen jeden Sonntag in die Kirche. Für Kinder und Jugendliche gibt es jeden Mittwoch die Youth Group, ein Gottesdienst, in dem man mehr über die Bibel und den eigenen Glauben lernt.
Ein bekanntes Fest der Staaten ist Thanksgiving. Wir bekamen eine ganze Woche Ferien, um mit unserer Familie zu feiern. Ich habe Thanksgiving mit meiner Gastfamilie verbracht. Die (erwachsenen) Kinder meiner Gastfamilie kamen zu Besuch und wir haben gemeinsam ein traditionelles Thanksgiving-Lunch gegessen. Es gab Stuffing (eine gebackene Mischung aus Brot, Staudensellerie, Zwiebeln und viel Butter), Green Bean Casserole (Auflauf mit grünen Bohnen), natürlich einen Truthahn und Pumpkin- und Key Lime Pie (Pie mit Limettencreme und Baiserkruste) zum Nachtisch. Ein paar Tage vorher habe ich mit meinen Freunden Friendsgiving gefeiert – alle haben etwas gekocht und es mitgebracht.
Kurz nach Thanksgiving war Halloween. In den Staaten ist Halloween noch um einiges wichtiger als hier in Deutschland. Schon zu Beginn der Herbstzeit öffnen überall Haunted Houses. Das sind Gruselhäuser, durch die man mit seinen Freunden geht, und überall warten Schauspieler hinter Ecken, um dich zu erschrecken. Ich bin auch in eins mit meinen Freunden gegangen – drinnen wurden wir mit laufenden Kettensägen verfolgt, wir mussten durch enge Tunnel, Zirkuszelte und alte Kapellen laufen und uns am Ende durch ein Labyrinth kämpfen, in dem wir uns alle gegenseitig verloren haben.
Im neuen Jahr und damit im zweiten Halbjahr habe ich begonnen, mit meinem Debate-Kurs zu Tournaments (Wettkämpfen) zu gehen. Manchmal online, manchmal in Präsenz hat man mit Schülern von anderen Schulen debattiert. Die unterschiedlichsten Fragen können Thema einer Debatte werden. Manchmal sind banale Dinge, wie die Frage, ob Müsli eine Suppe ist, Thema der Auseinandersetzung. Manchmal waren es aber auch Debatten über komplexe Problemstellungen, wie z.B. Fragestellungen zum Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Über persönliche Meinungen wird dabei aber nicht gesprochen, weil politische Ansichten in den USA stark auseinander gehen und Konflikte darüber meist vermieden werden. Ich habe viele Leute kennengelernt und fand es besonders toll, wie sich mein Team bei der Vorbereitung für jede Runde gegenseitig unterstützt hat. In jeder Debatte hat man etwas Neues gelernt.
Im April näherte sich bereits das Ende des Schuljahres und damit der Prom Ball. Anders als beim Homecoming Ball zu Beginn des Jahres, zu dem alle Schüler der High School kommen dürfen, sind beim Prom nur Juniors und Seniors, also alle Schüler der Elften und Zwölften Klasse, eingeladen. Alle kamen in schönen Kleidern und Anzügen zum Tanz. Für die meisten Schüler ist vor allem der Senior Prom wichtig und es werden sehr viele Fotos gemacht. Für mich war es ein unvergesslicher Abend mit all meinen Freunden.
Anfang Juni hieß es dann für mich Abschied zu nehmen. Einen letzten Iced Coffee von 7Brew, ein letztes Mal Cookies von Crumbl, ein letzter Tag am See und ein letztes Treffen mit all meinen neuen Freunden gab es noch, dann ging es in den Flieger nach Hause.
Mein Auslandsjahr war eine Zeit, die ich für immer im Gedächtnis behalten werde. Ich empfehle jedem ein Auslandsjahr zu machen und wünsche jedem, der bereits ein Auslandsjahr plant, eine wundervolle Erfahrung.