“Das Gelände ist ja riesig!”, so der erste Eindruck von Alex (10f). Er besuchte am 24.01.2020 zusammen mit seiner Klasse, der 10l, Herrn Dr. Hahn und Herrn Teevs das Konzentrationslager Mittelbau-Dora inThüringen.
Bei der Ankunft war gleich eine etwas bedrückende Stimmung beim Anblick der in Nebel gehüllten kahlen Fläche zu spüren.
Wir lernten Jan kennen, der uns durch die Gedenkstätte führen sollte. Zunächst fragte er uns nach unserer Erwartungshaltung an die Führung, damit er diese auf uns ausrichten konnte.
Den ersten Teil der Besichtigung verbrachten wir in der Ausstellung über den Zweiten Weltkrieg. Das Konzentrationslager wurde im August 1943 erbaut und im Herbst 1943 trafen die ersten 107 KZ-Häftlinge ein. Zwischenzeitlich lebten etwa 60.000 Häftlinge in dem Haupt- und den Außenlagern.
Nach der Bombardierung der Werft zum Bau der “V2-Rakete” und “V1-Flugbombe” in Peenemünde wurde die Produktion in den Stollen im Kohnstein verlagert. Dazu wurden Zwangsarbeiter aus anderen Konzentrationslagern mit dem nötigen Fachwissen dorthin verlegt.
Uns wurde ebenfalls erklärt, dass es ein Zweiklassensystem gab: die Arbeiter an den Raketen, die etwas besser behandelt wurden als die Arbeiter, die für harte körperliche Arbeit in den Stollen kamen.
Nach einer kurzen Pause gingen wir zum Eingang des zu einem kleinen Teil rekonstruierten Stollen, in dem die “Häftlinge” anfangs lebten, da nur die Produktion der Waffen und der Bau einer Zugverbindung eine Rolle spielten. Erst später wurden Baracken gebaut.
Dort konnten wir Trümmerteile und die Überreste der teilweise dreistöckigen Anlage sehen.
“Unvorstellbar, dass die Häftlinge hier eine Zeit lang gelebt haben, ohne Tageslicht, ohne Duschen und mit wenig Essen!”, Merle (10f)
Es gab viele Rivalitäten, die Stärksten setzten sich durch und konnten so leichter überleben. Uns wurde erklärt, dass aus diesem Grund viele Zeitzeugen nicht herkommen, da sie manchmal selbst schlimme Sachen getan haben, um nicht zu sterben.
Nach der Mittagspause besichtigten wir den Appellplatz, wo jeden Morgen die Häftlinge gezählt wurden. Die Anlage war von einem elektrischen Zaun und Wachtürmen umgeben, welche eine Flucht unmöglich machten.
Die letzte Station war das Krematorium. Dort wurden die Leichen in dem noch stehenden Brennofen verbrannt. Neben dem Ofen hingen Gedenktafeln.
“Der hier ist in unserem Alter gestorben, schrecklich”, Amelie (10f)
Wir haben viel gelernt in den vier Stunden und konnten die verabscheuungswürdigen Taten, die dort im Namen einer menschenverachtenden Ideologie begangen wurden, viel anschaulicher nachvollziehen als aus unseren Lehrbüchern. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, diese Gedenkstätten aufrechtzuerhalten und zu besuchen, damit wir uns immer an die Geschehnisse erinnern und sich diese nicht wiederholen!
Ein Bericht von Nicolas Berger (10f)
Bericht der Klasse 10s2 von ihrem Besuch der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora am 22.01.2020
Am Mittwoch, dem 22. Januar, hat die Klasse 10s2 gemeinsam mit der 10s1 die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Mittelbau-Dora bei Nordhausen besucht. Zunächst erhielten die Schülerinnen und Schüler in einem Workshop eine Einführung in den Aufbau des zum Zwecke des geheimen Untertagebaus der V1- und V2- Raketen in einem Bergstollen am Harzrand errichteten Konzentrationslagers. Anschließend beschäftigten sie sich mit den Biographien einiger ehemaligen Insassen des Konzentrationslagers. Dabei fiel ihnen besonders auf, dass vor allem Juden und Widerstandsmitglieder aus verschiedenen europäischen Ländern dort inhaftiert wurden, die häufig noch Teenager waren.
Nach dieser Einführung erhielt die Gruppe durch den studentischen Mitarbeiter der Gedenkstätte, Herrn Binner, eine ausgezeichnete Führung über das Gelände des Lagers, bei der er detailreich und trotz der Informationsfülle sehr anschaulich sowohl die Lebenssituation der Häftlinge als auch das Vorgehen der Lagerwächter und der vor Ort tätigen Wissenschaftler schilderte und auch darauf einging, was die Zivilbevölkerung in der Umgebung des Lagers von den Verhältnissen dort gewussten haben musste bzw. inwieweit die regionale Wirtschaft von dem Lager profitierte.
Im Rahmen dieser Führung besichtigte die Gruppe auch den ehemaligen Bergwerkstollen, in dem nicht nur die Raketen gefertigt wurden, sondern der auch teilweise als Unterkunft für die Häftlinge diente. „Die unglaublich schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen in dem Stollen, in dem noch der ganze Schutt und die Überreste der kläglichen Ausstattung zu sehen sind“, haben die Klasse sehr bewegt: „Es ist unvorstellbar, dass in dem 'Wohnstollen' ca. 2500 Häftlinge in 4-Stock-Betten zusammengedrängt und unter extrem unhygienischen Bedingungen schlafen mussten, während der Raketenwissenschaftler Wernher von Braun, der zeitweise vor Ort mit an der V2 geforscht hatte, ein großes Untertage-Büro für sich allein hatte.“
Besonders nah ging den Schülern die Besichtigung des Lager-Krematorium mit dem daneben liegenden Massengrab für die Asche von 5000 Menschen, „weil uns besonders dort die Gräueltaten der Nazis bewusst wurden“ und „man es nicht verstehen kann, dass kaum einer der deutschen Zivilarbeiter in der Raketenproduktion Mitleid mit den Insassen hatte.“ Insgesamt fanden die Schülerinnen und Schüler, dass die Exkursion in die Gedenkstätte „eine sehr spannende und eine zum Denken anregende Unterrichts-Variante war, uns die Lebenssituation der KZ-Häftlinge in der NS-Zeit näherzubringen.“
Autorin: Geschichtslehrerin Anne-Katrin Rathke unter Mitwirkung der Klasse 10s2