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Zeitzeuge Eckhard Schimpf berichtet THG-Abiturient*innen von seinen Erinnerungen an die Zeit der NS-Diktatur


Aufgrund der Beschlüsse vom 2. November 2020 wurde ganz Deutschland in einen „Light-Lockdown“ geschickt. Von den Schließungen waren nicht nur Restaurants, Fitnessstudios, Kinos und Schwimmbäder betroffen, sondern auch sämtliche kulturelle Einrichtungen wie beispielsweise Gedenkstätten und Museen. Was ist aber, wenn ein Geschichtskurs den Besuch einer Gedenkstätte geplant und sich darauf gefreut hat?

Genau vor diesem Problem stand die Klasse 10a des THG von Geschichtslehrerin Lina-Marie Sittmann , die einen Besuch der Gedenkstätte der JVA Wolfenbüttel im Fach Geschichte vorbereitet hatte. Zahlreiche Telefonate mit der Gedenkstätte und die Hilfe von Frau Feuge waren nötig, um das Problem wie folgt zu lösen: Wenn die Lerngruppe nicht in die Gedenkstätte kommen kann, kommt die Gedenkstätte eben zur Klasse. So versammelte sich die Klasse 10a am 11. Dezember - unter Einhaltung der aktuellen Hygienebestimmungen - in einem großen Unterrichtsraum und wurde dort von Herrn Dr. Gustav Partington, dem museumspädagogischen Mitarbeiter der Gedenkstätte der JVA Wolfenbüttel, begrüßt. In einem dreistündigen Workshop erhielten die Schülerinnen und Schüler einen Einblick in die Geschichte der JVA, in die Strafmaßnahmen während der NS-Zeit und die weitere Nutzung nach Kriegsende. Die JVA Wolfenbüttel ist wenigen SuS des THG aus ihrem alltäglichen Leben bekannt, obwohl sie direkt in der Innenstadt liegt. Aufgrund dessen erhielten die SuS die Möglichkeit Fragen zum aktuellen Strafvollzug zu stellen, um ihre Neugier zu stillen.

Der Schwerpunkt lag jedoch auf der Rolle der Justiz im Nationalsozialismus. Die Besonderheit des Gefängnisses in Wolfenbüttel war nämlich, dass es über eine Hinrichtungsstätte verfügte. Von 1937 bis März 1945 wurden dort 526 nationalsozialistische Todesurteile durch die Guillotine vollstreckt. Anhand von Einzelschicksalen erfuhren die SuS, wie der Unrechtsstaat durch die Willkür der NS-Justiz unterstützt wurde und so zahlreiche Menschen ins Gefängnis kamen oder hingerichtet wurden. Zu den Opfern zählten neben Gegnern des Regimes, Wehrmachtsangehörige, ausländische Zwangsarbeiter, Straf- und Kriegsgefangene, Sinti und Roma sowie 70 Männer und Frauen aus dem westeuropäischen Widerstand. Mithilfe von Bildern und dem mitgebrachten Hinrichtungsbuch versuchte Herr Partington die Gedenkstätte den SuS zugänglich zu machen und einen ersten Einblick in die Gedenkstätte zu ermöglichen. Natürlich konnte der Workshop keinen Besuch der Gedenkstätte komplett ersetzen, aber nichtsdestotrotz war der Workshop für die Schülerinnen und Schüler spannend und hat die Neugier auf einen realen Besuch der Gedenkstätte gesteigert.

Ein Bericht von Lina-Marie Sittmann

Exkursionen unter erschwerten Bedingungen

Am 30.10.2020 besuchten meine Klasse 10c und ich das Bürger Museum in Wolfenbüttel. Außerdem besichtigten wir am 27.11.2020 die Sonderausstellung „Es lebe die Freiheit!-Junge Menschen gegen den Nationalsozialismus“ hinter Glas, die aufgrund der Schließung der Wolfenbütteler Museen in den beiden Wintergärten des Lessingtheaters präsentiert wird.
Im Bürger Museum waren zahlreiche Hör- und Aktivstationen aufgestellt, welche die Stadtgeschichten lebendig werden ließen. Alte Zeugnisse, Zeitungsartikel, Stadtgeschichten,
Wasserwege, die Industrialisierung, die beiden Weltkriege und vieles mehr stellt das Bürger Museum aus. Es gibt acht Hörstationen, in denen Bürger ihre Geschichten in deutscher und englischer Sprache erzählten. Meine Klasse und ich hörten uns alle Stationen an und besichtigten jede Themeninsel genau. Etwas was meiner Klasse und mir ein wenig gefehlt hatte, war das Thema Widerstand gegen die Nationalsozialisten und Hitlers NS-Regime. Zwar wurde von einzelne Personen - wie zum Beispiel von Werner Schrader - in Biografien berichtet, jedoch blieben bei meiner Klasse und mir beim Thema Widerstand ein paar Lücken frei.

 

“Das Gelände ist wirklich beeindruckend!”, sagte Jolina aus der 10c gleich zu Beginn. Sie besuchte am 06.10.2020 zusammen mit ihrer Klasse und der 10d sowie den Lehrern Markus Gerke und Daniel Teevs das Konzentrationslager Mittelbau-Dora in Thüringen.

Bei der Ankunft war gleich eine etwas bedrückende Stimmung beim Anblick der in Regenwolken gehüllten kahlen Fläche zu spüren. Glücklicherweise hörte es zumindest auf zu regnen, als die Gruppe den Bus verließ.

Herr Teevs erklärte anfangs die Gedenkstätte. Zunächst fragte er die Schüler nach ihrer Erwartungshaltung an die Exkursion, damit er seine Einführung darauf ausrichten konnte.

Den ersten Teil der Besichtigung verbrachten die Schülerinnen und Schüler in der Ausstellung, in welcher der Alltag der Häftlinge vorgestellt wird. Das Konzentrationslager wurde im August 1943 erbaut und im selben Monat trafen die ersten 107 KZ-Häftlinge ein. Insgesamt durchliefen etwa 60.000 Häftlinge das Haupt- und die Außenlager.

Nach der Bombardierung der Werft zum Bau der “V2-Rakete” und “V1-Flugbombe” in Peenemünde wurde die Produktion in den Stollen im Kohnstein verlagert. Dazu wurden Zwangsarbeiter aus anderen Konzentrationslagern mit dem nötigen Fachwissen dorthin verlegt.

Die Schüler erfuhren mittels einer App, die über das Gelände führte, dass es ein Zweiklassensystem gab: die Arbeiter an den Raketen, die etwas besser behandelt wurden als die Arbeiter, die für harte körperliche Arbeit in den Stollen kamen. In der App sind Fotos von Trümmerteile und die Überreste der teilweise dreistöckigen Anlage zu sehen, die normalerweise unter Tage besichtigt werden kann. "Außerdem gab es sehr interessante Erfahrungsberichte der Gefangenen", berichtet Jolina. "Das ist alles sehr traurig und bedrückend."

Wegen der Corona-Situation durften das Bergwerk und das Krematorium nicht betreten werden. Wir konnten nur den verschlossenen Eingang des zu einem kleinen Teil rekonstruierten Stollen aufsuchen, in dem die “Häftlinge” anfangs lebten. Ab 1944 mussten sie unter Tage Waffen produzieren.

Anschließend besichtigten wir den Appellplatz, wo jeden Morgen die Häftlinge gezählt wurden. Die Anlage war von einem elektrischen Zaun und Wachtürmen umgeben, welche eine Flucht unmöglich machten.

Die letzte Station war das Krematorium. Dort wurden die Leichen in dem noch stehenden Brennofen verbrannt. Neben dem Ofen hingen Gedenktafeln, vor dem Krematorium erinnert ein Gedenkstein an die Zwangsarbeiter aus 48 Nationen, die im Lager Mittelbau-Dora gestorben sind.

In seiner Bilanz lobte Luis aus der 10d die anschauliche Exkursion: „Es war nur blöd, dass wir nicht in den Stollen konnten!“

Ein Bericht von Daniel Teevs

„Geschichte live erleben“, das war das Motto für zwei 7. Klassen bei einer Exkursion zum Harzhorn. Der heute an der A7 gelegene Höhenzug war vor knapp 1800 Jahren Schauplatz eines Gefechts zwischen Römern und Germanen. Gut 10.000 Römer waren es damals, die am Harz entlang marschierten, bis sie im unwegsamen Gelände des Harzhorns in einen Hinterhalt gerieten und von den dort ansässigen Germanen überfallen wurden.

Im heutigen Ausstellungsgebäude wird dieses Großereignis für die Schülerinnen und Schüler hervorragend dokumentiert und rekonstruiert. Auf einem ungefähr zwei km langen Rundweg, der durch das Gelände führt, konnte man durch farbig markierte Fundstellen einen guten Eindruck gewinnen, wie sich die Kampfhandlungen ungefähr zugetragen haben mussten. Für die Schülerinnen und Schüler war es auch spannend, Einblicke in die akribische Arbeitsweise der Archäologen zu gewinnen, die etwa anhand der Lage von Pfeilspitzen deren jeweilige Schussrichtung rekonstruieren und so ein ziemlich genaues Bild über den Verlauf des Gefechts vermitteln konnten. Aber noch spannender war es dann natürlich, selbst einmal mit Schild und Schwert zu kämpfen, in eine römische Legionärsrüstung zu schlüpfen oder die Gelegenheit zu nutzen, mit einem Torsionsgeschütz zu schießen – den kleinen klasseninternen Wettbewerb der 7b konnte übrigens Matti Düllge für sich entscheiden.

Das Konzept dieser eindrucksvollen Exkursion ist also vollends aufgegangen. So konnten die neu zusammengestellten Klassen viel Zeit zum weiteren Kennenlernen miteinander verbringen und dabei ihr Wissen über römische Geschichte vertiefen. In diesem Sinne bedanken wir uns ganz herzlich bei unseren Führern vor Ort, die es auf besondere Weise verstanden haben, den Stoff der Schulbücher für die Schülerinnen und Schüler konkret greifbar und somit lebendig werden zu lassen.

 

Ein Bericht von Christian Bilges

Mitte Januar ging es für die fünften Klassen des THG wieder traditionsgemäß auf Exkursion ins Paläon nach Schöningen, um dort noch mehr über das Leben der Menschen in der Altsteinzeit zu erfahren und das erworbene Wissen aus dem Unterricht zu festigen und zu vertiefen.

Dabei hat bereits der futuristisch anmutende Bau und das Außengelände des Museums auf die Schülerinnen und Schüler großen Eindruck gemacht. So kommentierten Emma und Amelie aus der 5c: „Wir haben viel über die Steinzeit gelernt. Wir sind über die Treppe in eine andere Zeit gelaufen.“

Und den Verlauf des Vormittages resümierten Bastian und Maximilian (5c): „Nachdem wir angekommen waren, haben wir unsere Rucksäcke in einen großen Spind gepackt und dann haben wir an einem Workshop teilgenommen, wo wir eine Federtasche oder Handytasche aus Leder genäht haben. Wir mussten in das Leder mit einem echten Feuerstein Löcher schneiden und als wir damit fertig waren, haben wir die beiden Seiten mit einem Lederband zusammengenäht. Anschließend konnten wir die Tasche noch mit Federn und Perlen verzieren.“

Im Anschluss an den Workshop ging es dann weiter in die Ausstellung, wo sich die Schülerinnen und Schüler anhand eines großen Wandbildes und einiger Exponate eine genauere Vorstellung von der Tier- und Pflanzenwelt, aber auch von der Lebensweise der Menschen machen konnte. Über eine große Fensterfront hatte man einen guten Überblick über die Ausgrabungsstelle und während der anschaulichen Ausführungen der Museumspädagogin konnten die Schülerinnen und Schüler immer wieder eigene Fragen loswerden, wobei vor allem die berühmten Schöninger Speere das Interesse der Schüler weckten.

Nach dem „offiziellen Teil“ der Führung hatten die Schülerinnen und Schüler auch noch Zeit, um das weitläufige Außengelände, die Wildpferde, den Spielplatz und das Forscherlabor des Museums zu entdecken. Vor allem dort zeigte sich die Wissbegierde der Kinder, die sich die Exponate ganz genau unter dem Mikroskop anschauten.

Am Ende waren wir uns alle einig, dass es "ein wirklich schöner Tag" gewesen war und man "viel gelernt" hat, so jedenfalls fassten Fabian und Sullivan (5c) den Tag treffend zusammen.

 

Unsere Schulleiterin Sandra Feuge zeigte sich begeistert: "Das waren spannende Berichte." Dr. Renatus Deckert, ein Zeitzeuge der DDR und Autor, hatte aus seinem Buch ,,Die Nacht, in der die Mauer fiel. Schriftsteller erzählen vom 09. November 1989´´ vorgelesen. Außerdem sprach Deckert über sein Leben als Pfarrerskind in der DDR.

Der Literaturwissenschaftler war in der fünften und sechsten Stunde in der Aula des THG zu Gast. Ungefähr 130 SchülerInnen der Sekundarstufe II hörten interessiert zu, dementsprechend fiel auch der Applaus aus.
Ausführlich stellte sich Deckert vor. Geboren 1977 in Dresden, aufgewachsen in einem Pfarrhaus, war er beim Mauerfall 1989 gerade einmal 12 Jahre alt.

In dieser Zeit habe er die typische Erfahrungen vieler DDR-Bürger machen müssen. Da sind zum Beispiel die Erinnerungen an die Stasi oder die wirkmächtige Propaganda, ja „Gehirnwäsche“ der SED, die 1989 nicht mehr zu übersehenden Demonstrationen und der immer größer werdende Protest der Bevölkerung.
Der Wunsch nach mehr Demokratie und Meinungsfreiheit ließ sich 1989 nach Deckert nicht mehr aus den Köpfen der Oppositionellen verschiedener Herkunft entfernen. Die Parteiführer der SED wurden immer stärker als diktatorisch wahrgenommen. Das vermeintliche "bessere Deutschland entpuppte sich als Gefängnis", urteilte Deckert.
Sein Traum war es dagegen, Amerika zu bereisen. In der DDR war die Reisefreiheit auf die sozialistischen „Bruderstaaten“ beschränkt. Und endlich, als am 9. November die Mauer fiel, fielen auch viele Schranken.

Anhand von Deckerts Bericht wurde deutlich, wie kritisch Deckert die DDR rückblickend bewertet. Für ihn bedeute es immer noch ein „komisches Gefühl“, an diese Zeit zurückzudenken. Gleichzeitig bereitet ihm die aktuelle Entwicklung Ostdeutschlands ebenfalls Sorge.
Nach dem autobiografischen Teil folgte eine kurze Lesung aus Deckerts Sammelband: 25 Autoren aus Ost und West lassen die historische Nacht des 9. Novembers Revue passieren. In persönlichen Texten, die eigens für dieses Buch geschrieben wurden, erzählen sie, was sie erlebten, fühlten und wie sie sich heute daran erinnern. U.a. Friedrich Christian Delius, Durs Grünbein, Uwe Tellkamp und Richard Wagner schildern ihre Erfahrungen.

Zwischendurch hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Vor allem die Methoden der Stasi stießen auf Interesse. Gleiches galt auch dafür, wie Deckert und sein familiäres Umfeld persönlich von der Diktatur betroffen waren. Auf jede der Fragen wurde ausführlich geantwortet, sodass die Schülerinnen und Schüler ihre Kenntnisse der jüngeren deutschen Vergangenheit vertiefen konnten.

Anschließend dankte Frau Feuge dem Eltern- und Freundeskreis und dem Ehemaligenverband für die großzügige Finanzierung der Veranstaltung.

Wer mehr über das Buch und Renatus Deckert erfahren möchte, folge dem Link.

“Das Gelände ist ja riesig!”, so der erste Eindruck von Alex (10f). Er besuchte am 24.01.2020 zusammen mit seiner Klasse, der 10l, Herrn Dr. Hahn und Herrn Teevs das Konzentrationslager Mittelbau-Dora inThüringen.

Bei der Ankunft war gleich eine etwas bedrückende Stimmung beim Anblick der in Nebel gehüllten kahlen Fläche zu spüren.

Wir lernten Jan kennen, der uns durch die Gedenkstätte führen sollte. Zunächst fragte er uns nach unserer Erwartungshaltung an die Führung, damit er diese auf uns ausrichten konnte.

Den ersten Teil der Besichtigung verbrachten wir in der Ausstellung über den Zweiten Weltkrieg. Das Konzentrationslager wurde im August 1943 erbaut und im Herbst 1943 trafen die ersten 107 KZ-Häftlinge ein. Zwischenzeitlich lebten etwa 60.000 Häftlinge in dem Haupt- und den Außenlagern.

Nach der Bombardierung der Werft zum Bau der “V2-Rakete” und “V1-Flugbombe” in Peenemünde wurde die Produktion in den Stollen im Kohnstein verlagert. Dazu wurden Zwangsarbeiter aus anderen Konzentrationslagern mit dem nötigen Fachwissen dorthin verlegt.

Uns wurde ebenfalls erklärt, dass es ein Zweiklassensystem gab: die Arbeiter an den Raketen, die etwas besser behandelt wurden als die Arbeiter, die für harte körperliche Arbeit in den Stollen kamen.

Nach einer kurzen Pause gingen wir zum Eingang des zu einem kleinen Teil rekonstruierten Stollen, in dem die “Häftlinge” anfangs lebten, da nur die Produktion der Waffen und der Bau einer Zugverbindung eine Rolle spielten. Erst später wurden Baracken gebaut.

Dort konnten wir Trümmerteile und die Überreste der teilweise dreistöckigen Anlage sehen.

“Unvorstellbar, dass die Häftlinge hier eine Zeit lang gelebt haben, ohne Tageslicht, ohne Duschen und mit wenig Essen!”, Merle (10f)

Es gab viele Rivalitäten, die Stärksten setzten sich durch und konnten so leichter überleben. Uns wurde erklärt, dass aus diesem Grund viele Zeitzeugen nicht herkommen, da sie manchmal selbst schlimme Sachen getan haben, um nicht zu sterben.

Nach der Mittagspause besichtigten wir den Appellplatz, wo jeden Morgen die Häftlinge gezählt wurden. Die Anlage war von einem elektrischen Zaun und Wachtürmen umgeben, welche eine Flucht unmöglich machten.

Die letzte Station war das Krematorium. Dort wurden die Leichen in dem noch stehenden Brennofen verbrannt. Neben dem Ofen hingen Gedenktafeln.

“Der hier ist in unserem Alter gestorben, schrecklich”, Amelie (10f)

Wir haben viel gelernt in den vier Stunden und konnten die verabscheuungswürdigen Taten, die dort im Namen einer menschenverachtenden Ideologie begangen wurden, viel anschaulicher nachvollziehen als aus unseren Lehrbüchern. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, diese Gedenkstätten aufrechtzuerhalten und zu besuchen, damit wir uns immer an die Geschehnisse erinnern und sich diese nicht wiederholen!

Ein Bericht von Nicolas Berger (10f)

 

Bericht der Klasse 10s2 von ihrem Besuch der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora am 22.01.2020

Am Mittwoch, dem 22. Januar, hat die Klasse 10s2 gemeinsam mit der 10s1 die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Mittelbau-Dora bei Nordhausen besucht. Zunächst erhielten die Schülerinnen und Schüler in einem Workshop eine Einführung in den Aufbau des zum Zwecke des geheimen Untertagebaus der V1- und V2- Raketen in einem Bergstollen am Harzrand errichteten Konzentrationslagers. Anschließend beschäftigten sie sich mit den Biographien einiger ehemaligen Insassen des Konzentrationslagers. Dabei fiel ihnen besonders auf, dass vor allem Juden und Widerstandsmitglieder aus verschiedenen europäischen Ländern dort inhaftiert wurden, die häufig noch Teenager waren.

Nach dieser Einführung erhielt die Gruppe durch den studentischen Mitarbeiter der Gedenkstätte, Herrn Binner, eine ausgezeichnete Führung über das Gelände des Lagers, bei der er detailreich und trotz der Informationsfülle sehr anschaulich sowohl die Lebenssituation der Häftlinge als auch das Vorgehen der Lagerwächter und der vor Ort tätigen Wissenschaftler schilderte und auch darauf einging, was die Zivilbevölkerung in der Umgebung des Lagers von den Verhältnissen dort gewussten haben musste bzw. inwieweit die regionale Wirtschaft von dem Lager profitierte.

Im Rahmen dieser Führung besichtigte die Gruppe auch den ehemaligen Bergwerkstollen, in dem nicht nur die Raketen gefertigt wurden, sondern der auch teilweise als Unterkunft für die Häftlinge diente. „Die unglaublich schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen in dem Stollen, in dem noch der ganze Schutt und die Überreste der kläglichen Ausstattung zu sehen sind“, haben die Klasse sehr bewegt: „Es ist unvorstellbar, dass in dem 'Wohnstollen' ca. 2500 Häftlinge in 4-Stock-Betten zusammengedrängt und unter extrem unhygienischen Bedingungen schlafen mussten, während der Raketenwissenschaftler Wernher von Braun, der zeitweise vor Ort mit an der V2 geforscht hatte, ein großes Untertage-Büro für sich allein hatte.“

Besonders nah ging den Schülern die Besichtigung des Lager-Krematorium mit dem daneben liegenden Massengrab für die Asche von 5000 Menschen, „weil uns besonders dort die Gräueltaten der Nazis bewusst wurden“ und „man es nicht verstehen kann, dass kaum einer der deutschen Zivilarbeiter in der Raketenproduktion Mitleid mit den Insassen hatte.“ Insgesamt fanden die Schülerinnen und Schüler, dass die Exkursion in die Gedenkstätte „eine sehr spannende und eine zum Denken anregende Unterrichts-Variante war, uns die Lebenssituation der KZ-Häftlinge in der NS-Zeit näherzubringen.“

 

Autorin: Geschichtslehrerin Anne-Katrin Rathke unter Mitwirkung der Klasse 10s2

„Romani adsunt. Die Römer sind unter uns.“ – Ein Feldzug der Römer durch unsere Region ist Anlass für das THG, mit allen sechsten Klassen an den Harzrand zu reisen.

Die Geschichte des römischen Imperiums ist Thema des Geschichtsunterricht in Jahrgang 6. Und die damit verbundenen Ereignisse liegen gar nicht so weit entfernt, wie lange Zeit gedacht: Vor knapp 1800 Jahren marschierten gut 10 000 Römer am Harz entlang. Das dokumentiert die „Schlacht am Harzhorn“, wo in einem Ausstellungsgebäude von diesem Großereignis berichtet wird. Das fanden unsere Schüler schon spannend. Aber noch spannender war es natürlich, mit Schild und Schwert zu kämpfen oder Getreide zu mahlen. Es gab die vielfache Gelegenheit, mit einem Nachbau eines römischen Torsionsgeschütz zu schießen. Anschließend konnte man die syrischen Bögen der Hilfstruppen der Römer ausprobieren. Vor allen Dingen die Mädchen zeigten sich mit Pfeil und Bogen besonders treffsicher. Dann gibt es in den Wald, wo uns die Fundstellen der Ausgräber gezeigt wurden. So bekamen wir noch einen Einblick in die Arbeitsweise der Archäologen.


Die Schüler konnten also ihr Wissen über die römische Geschichte vertiefen. Gleichzeitig konnten sie selbst aktiv werden, was trotz der Hitze viel Spaß machte. Wir bedanken uns ganz herzlich bei unseren Führern für das tolle Programm.

 

Der elfte Jahrgang war am Freitag in Berlin, um die Gedenkstätte Hohenschönhausen zu besuchen. Diese befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen zentralen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit der DDR im Berliner Bezirk Lichtenberg.

Die Gruppe von Daniel Teevs wurde von der ehemaligen Fernsehjournalistin Edda Schönherz (weitere Informationen sind hier zu finden) durch den „Stasiknast“ geführt: „Ich habe folgendes Verbrechen aus Sicht der hohen Herren der DDR begangen: Ich wollte die DDR Richtung Westen verlassen. Das wurde mit drei Jahren Gefängnis bestraft“, berichtete Schönherz. „Ich bin ins Gefängnis gekommen und wusste nicht, was aus meinen Kindern (damals 11 und 12) geworden ist.“ Das beeindruckte Johanna Krake: "Frau Schönherz kann gut erzählen. Man bemerkt ihre journalistische Ausbildung." Edda Schönherz schilderte ihre Erfahrungen im Unrechtsstaat DDR anschaulich und führte uns durch die Haftanstalt. Für sie nahm die Auseinandersetzung mit dem DDR-Regime letztlich doch ein gutes Ende: Schönherz wurde zwar nach der Haft noch zwei Jahre gezwungen, in der DDR zu bleiben. Dann durfte sie mit ihren Kindern ausreisen. Fortan arbeitete sie in Westdeutschland wieder als Fernsehjournalistin.

Das ursprünglich sowjetische Gefängnis wurde 1951 an die Geheimpolizei der DDR übergeben. Im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands wurde es 1990 geschlossen. In der Haftanstalt wurden vor allem politische Gefangene, darunter fast alle bekannten DDR-Oppositionellen, inhaftiert und physisch und psychisch gefoltert. Darüber durfte in der Scheindemokratie aber nicht gesprochen werden: Auf den damaligen Stadtplänen war die Haftanstalt nicht verzeichnet. Heute sieht man anhand des Grundrisses, dass eine Pistole (die russische Makarov) nachgeahmt wurde. Die Stasi verstand sich als "Schild und Schwert" (hier eben Pistole) der Partei. Fast 40 Jahre lang war das Untersuchungsgefängnis in Hohenschönhausen das wichtigste der Staatssicherheit. Hinter seinen Mauern isolierte, vernahm und folterte der DDR-Unrechtsstaat mehr als 10.000 Häftlinge vor ihren Prozessen, zum Teil jahrelang.

Als die DDR in den 1950er Jahren um internationale Anerkennung rang und die vielen Folteropfer negative Auswirkungen auf die öffentliche Wahrnehmung hatten, wurde statt direkter körperlicher Folterungen vermehrt psychologische Zermürbung der Häftlinge unter anderem durch Isolationshaft, Ungewissheit und Desorientierung (soziale und sensorische Deprivation) ausgeübt. Ziel war es, den Willen der Insassen ohne nachweisbare körperliche Schädigung zu brechen, daher wurden von der Stasi fortan nur noch weiße Folter angewandt.

An der juristischen Hochschule in Potsdam ausgebildetes Personal wurde geschult, die Persönlichkeit der Gefangenen zu destabilisieren und zu zersetzen. In allen Situationen wurden die Gefangenen schikaniert, zum Beispiel durch regelmäßiges Wecken in der Nacht (alle drei Minuten) oder durch Wechsel der Zimmertemperatur. Unser Schüler zeigten sich überrascht, dass "so etwas in Deutschland nach den Erfahrungen der Nazizeit noch möglich war“.

Insgesamt war beeindruckend zu sehen, wie die Zeitzeugen schonungslos über ihre schmerzlichen Erfahrungen sprechen, um politische Bildung zu ermöglichen. Erschütternde Anekdoten wurden uns berichtet: So wurden Jugendliche wegen Nichtigkeiten eingesperrt. „Ein Jugendlicher wurde inhaftiert, weil er im Verhör gesagt hat: 'Ich habe keinen Fluchtversuch vor, aber wir sind ja hier unter uns. Es ist ja alles scheiße hier (in der DDR).'"

Die fünften Klassen besuchten vergangene Woche das Steinzeitmuseum Paläon in Schöningen.

Im Paläon gab es einen Workshop, wo man eine Ledertasche herstellen konnte. Wir haben ein Stück Leder genommen, gefaltet und dann mit einem Partner mit einem Feuerstein kleine Schlitze hinein geschnitten. Durch die Schlitze haben wir dann einen Faden gezogen und damit die Tasche zusammengebunden. Danach konnten wir sie mit Federn und Perlen verzieren. Die Ledertasche ist für Feuersteine, damit man sie bei der Jagd gleich griffbereit hat.

In einer Führung durch die Ausstellung hat man gelernt, wie und was die Menschen früher gejagt haben. Um 1994 machten Archäologen im örtlichen Tagebau eine sensationelle Entdeckung: Die Archäologen fanden ein Stück Holz. Als Erstes dachten sie, es wäre Müll, aber bei weiteren Funden stellte sich heraus, dass es sich hier um Speere handelte. Die Speere sind das älteste Jagdwerkzeug aus Holz der Steinzeitmenschen. Wir haben unterschiedliche Speere in der Ausstellung gesehen. Es gab verschiedene Größen für Kinder, Frauen und Männer.

Außerdem konnte man in der Ausstellung Tiere wie z.B. Waldelefanten oder auch Schädel von Wildpferden, die in der Altsteinzeit gelebt haben, sehen. Wir haben auch einen Film gesehen, wo gezeigt wurde, wie die Steinzeitmenschen die Wildpferde gejagt haben.

Die Sonderausstellung ändert sich immer mal wieder. Dieses Mal in der Sonderausstellung „Steinzeit Kids“ ging es darum, wie die Steinzeitmenschen früher gelebt haben. Man konnte sich so kleiden, Musik machen und auch wohnen wie die Steinzeitmenschen.

Die Kinder früher haben auch gelernt. Zwar nicht Lesen, Rechnen und Schreiben, sondern über Kies, Sand und Holz zu gehen.

Es war ein wirklich interessanter Besuch.

 


Ein Bericht von Jette und Lotta, Klasse 5d

 

 

Am 11.12.2018 besuchte der 10. Jahrgang die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Thüringen. Schon als wir dort aus dem Bus ausstiegen, spürten wir sofort die bedrückende Stimmung.
 
Im Hauptgebäude wurden wir in drei Gruppen eingeteilt und sind in Gruppenräume gegangen, um über die Menschen, die dort arbeiten mussten, zu reden. Der Leiterin ist es nämlich sehr wichtig gewesen, dass wir verstehen, dass hinter jenen Zahlen, die oft im Zusammenhang mit der NS-Diktatur genannt werden, reale Menschen stehen. Anhand von Lebensläufen verschiedener Häftlinge konnten wir erste Informationen zum Werdegang der Menschen und zu den Gründen der Inhaftierung sammeln.

Nach einer kurzen Pause haben wir den Berg Kohnstein besichtigt. Dort wurden die V1 und V2, mit deren Hilfe sich Hitler den Sieg des Zweiten Weltkriegs versprach, von Zwangsarbeitern hergestellt. Zur Vorgeschichte: Aufgrund von Luftangriffen duch die Alliierten auf Peenemünde im August 1943 hatte sich die NS-Regierung binnen kurzer Zeit entschlossen, die Produktion unter Tage fortzusetzen. Aus anderen Lagern wurden nun Häftlinge zum Ausbau des Stollens nach Dora gebracht.

Es war erschütternd zu sehen, unter welch schlechten Bedingungen die Menschen dort arbeiten mussten: In den Stollen sind es regulär ca. 8°C und die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch. Man muss sich vorstellen, dass die Arbeiter hier unter unmenschlichen und mörderischen Bedingungen anfangs sogar schlafen mussten, wochenlang, ohne Tageslicht zu sehen, mit wenig Nahrung, unter übelsten hygienischen Bedingungen und ständig von Gewalt begleitet. Außerdem gab es dort keine Toiletten oder Belüftungsschächte, d.h., dass es dort fürchterlich gestunken haben muss. Mindestens ein Drittel der ca. 60.000 Inhaftierten kam deshalb ums Leben. Hinzu kam auch noch, dass sie schwerste körperliche Arbeit verrichten mussten. Die Häftlinge hatten oft keine oder eine mangelhafte Ausbildung. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass der Großteil der dort hergestellten Raketen gar nicht oder nur teilweise funktionierte.

Nach einer weiteren Pause gingen wir am Appellplatz vorbei zum Krematorium. Auf dem Weg dorthin konnte man sehr gut erkennen, wie riesig das Gelände ist. Auch wenn die Baracken, in denen die Häftlinge später gewohnt haben, nicht mehr dort standen, konnte man dank den Erklärungen der Leiterin sich trotzdem sehr gut vorstellen, wie diese leben mussten. Am Bedrückendsten war jedoch die Stimmung bei der Besichtigung des Krematoriums. Dort wurden Tausende an Hunger, Krankheiten und Erschöpfung verstorbene Lagerinsassen verbrannt. An dieser Stelle wurde die Grausamkeit des Nationalsozialismus besonders gut verdeutlicht.

Am Ende unserer Führung hatten wir noch ein wenig Zeit, in die Ausstellung zu gehen und dort weitere Informationen zu erhalten.

Insgesamt war der Besuch der Gedenkstätte Mittelbau-Dora gleichzeitig sehr eindrucksvoll und auch schauderhaft, wenn man im Hinterkopf hat, dass man sich dort befindet, wo vor ca. 75 Jahren zuvor tausende Menschen die schlimmste Zeit ihres Lebens verbringen mussten und viele jämmerlich zu Grunde gingen.

 

Ein Bericht von Luisa Dzaebel