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Die Freude am THG war groß, als man Ende 2017 die Zusage für die Teilnahme an der zweiten Staffel des kulturellen Schulentwicklungsprogramms SCHULE:KULTUR! erhalten hat. Mit dieser Zusage hat die Schule die Möglichkeit erhalten, einen ganzheitlichen Schulentwicklungsprozess anzustoßen, in dem kulturelle Bildung lebendiges Lernprinzip und Gestaltungselement wird und auch in andere Unterrichtsfächer hineingreift. Nun ist diese zweite Staffel kürzlich zu Ende gegangen und man blickt am THG auf eine ereignisreiche Zeit zurück, in der einige neue kulturelle Projekte ihren Ausgangspunkt gefunden haben.

Ein großer Vorteil des Programms lag für die Schule darin, bereits bestehende Kontakte zu außerschulischen kulturellen Partnern zu festigen, wie etwa mit dem Staatstheater Braunschweig, mit dem man gemeinsam Theaterbesuche und stückbegleitende Workshops für verschiedene Klassen und Jahrgänge im Rahmen des Programms THEATERFIEBER PLUS organisierte. Auch mit der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel (HAB) wurde eine bereits für die Eingangsphase bestehende Kooperation um ein praktisches Projekt erweitert: Die äußerst fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der HAB und der Fachgruppe Kunst ermöglicht es Schülerinnen und Schülern des sechsten Jahrgangs in einem eigens auf das THG zugeschnittenen Projekt zum Thema Künstlerbücher, im Rahmen eines Projekttages die Künstlerbücher in den beeindruckenden Räumlichkeiten der HAB kennenzulernen, was wiederum eine Quelle der Inspiration für den Kunstunterricht bietet. Nicht zuletzt hat man auch mit dem LOT-Theater, der Tanzstelle Braunschweig  und dem Theaterpädagogischen Zentrum Braunschweig (TPZ) verlässliche Partner gefunden, die sich mit Referentinnen und Referenten um die Vermittlung des Tanz- und Bewegungstheaters kümmern. Durch die Verbindung der Fächer Sport und Darstellendes Spiel können Schülerinnen und Schüler so im Unterricht einen Einblick in die Vielfalt dieser theatralen Ausdrucksform gewinnen, dessen Nachhaltigkeit durch weiterführende Lehrerfortbildungen des TPZ auch auf Seiten der Pädagogen gesichert wird. Und nicht zuletzt durch die Verbindung des Seminarfachs mit dem DS-Unterricht ist der Versuch unternommen worden, die Verstetigung von kultureller Bildung voranzutreiben: in einem individuell maßgeschneiderten Projektplan erarbeiten sich Schülerinnen und Schüler des 12. Jahrgangs ein Thema und entwickeln im Lauf eines Schuljahres eine geeignete Darstellungsform mit Mitteln des Darstellenden Spiels. Hierbei werden Kenntnisse der Theatertheorie ebenso wie wissenschaftspropädeutisches Handwerkszeug vermittelt, ästhetisch-gestalterische Arbeitsweisen erprobt und Seminararbeiten geschrieben, was durch die Lehrkräfte und externe Referenten fachkundig begleitet  wird. Die strukturelle und inhaltliche Verknüpfung beider Fächer stellt das System und alle Beteiligten stetig vor große Herausforderungen, erwirkt jedoch eine intensive Auseinandersetzung und hohe Identifikation der Schülerinnen und Schüler mit ihrem kulturellen Projekt, was sich in der abschließenden Aufführung im Lessing-Theater sowie der sogar noch unter Pandemie-Bedingungen erstellten  Seminarfachprodukte eindrucksvoll zeigte.

Wenn auch das Jahr 2020 sehr stark von der Corona-Pandemie geprägt war und viele geplante Veranstaltungen aus den bekannten Gründen wieder abgesagt werden mussten, so ist man daher am THG guter Hoffnung, dass die neu geknüpften Beziehungen diese Pandemie überdauern werden und Kulturvermittlung seinen festen Platz im Schulprogramm behalten wird.

„Was soll die Jugend noch mit gedruckten Büchern? Und Kunst schaut sich von denen doch erst reicht keiner mehr an! Höchstens noch mal Graffiti, oder…!!? ODER???“

So mag mancher Erwachsene denken, wenn die Sprache auf ‚die Jugend von heute‘ und die Begegnung mit Kunst und Literatur kommt.

Dass es auch ganz anders geht, zeigte der Besuch der Klassen 6c und 6d in der Herzog-August-Bibliothek (HAB) in Wolfenbüttel am ersten Montag im September:

„Mega-interessant“! „Sehr kreative Bücher“!!
„Ich fand das alles sehr spannend und es war toll, dass wir uns Bücher anschauen konnten, die es nur so selten gibt. Der Hauptraum ist schön und altmodisch, wie bei Harry-Potter!“ - so der O-Ton der Sechst-Klässler zum Schulschluss.
Was war passiert?

Im Rahmen des Kultur-Förder-Programms „Schule:Kultur“ absolvierten die Schülerinnen und Schüler einen Forschungsvormittag zum Thema „Künstlerbücher“, welcher in Kooperation zwischen der HAB und dem Fachbereich Kunst des THG eigens entwickelt worden war.

Unter der fachkundigen Leitung von Restauratorin Katharina Mähler erhielten die Klassen zunächst in der beeindruckenden Kulisse der Augusteerhalle einen Einblick in die Sammlung des Herzogs, bevor es anschließend auf Expedition durch die Sammlung der sogenannten Künstlerbücher ging: Die Herzog-August-Bibliothek verfügt mit über 4800 Bänden über eine erstaunliche Sammlung von literarisch bekannten Texten, die von namhaften Künstlern ausgestaltet wurden. Sie stellen quasi ein Zwitterwesen zwischen Malerei, Grafik, Typografie, Bildhauerei und Buchbindehandwerk dar und beeindrucken neben ihrer Einzigartigkeit vor allem durch ihre außerordentliche Handwerkskunst und künstlerischen Ideenreichtum: So galt es für die Schülerinnen und Schüler etwa, das große Drama von Schillers Wilhelm Tell in einem kleinen Taschen-Leporello allein anhand von Symbolen mit Legende aufzuschlüsseln oder die Geschichte vom kleinen Karton in einem eigens, wiederum als Karton, gefalteten Buches buchstäblich zu entwickeln. Nicht zuletzt auch die besondere Stofflichkeit und oftmals ungewöhnliche Formatwahl vieler Bücher machte großen Eindruck auf die Expeditionsteams: So durften Exemplare mit Seiten so dünn, dass man hindurchsehen kann, unter die Lupe genommen werden. Und auch Harry-Potter-Fans kamen bei der Erkundung eines großformatigen sogenannten Bestiariums auf ihre Kosten: Die reich illustrierten mittelalterlichen Tierdichtungen setzen die vermutlichen oder tatsächlichen Eigenschaften von Elefant, Basilisk und Einhorn gekonnt ins Bild. Somit war reichlich Inspiration für die eigene künstlerische Weiterarbeit in der Augusteerhalle gegeben. Hier kreierten die Teams abschließend ihre eigenen Monster-Versionen, die dann nach einem ereignisreichen Tag an diesem eindrucksvollen Ort ihren Weg zurück ins THG fanden. „Eine tolle Aktion, die unbedingt wiederholt werden soll“, waren sich Frank Stuhlmann, Leiter der HAB-Schülerseminare, sowie die Kunsterzieherinnen am THG, Birgit Camen und Lucie Schaus, einig. Die nächsten zwei Forschungsteams warten am THG schon auf ihren Einsatz, um den Bestien und Büchern im neuen Jahr auf die Spur zu kommen!